Man könnte den 26. Juli 1971 als die Geburtsstunde der Akupunktur in der westlichen Welt bezeichnen. An diesem Tag erschien in der New York Times ein Bericht des Journalisten James Reston, der über seine wundersamen Erfahrungen mit den feinen Nadeln aus Stahl berichtete. Neun Tage zuvor hatte er sich in einem Pekinger Krankenhaus den entzündeten Blinddarm entfernen lassen. Reston war während der ganzen Operation bei vollem Bewusstsein, ein Lokalanästhetikum und ein paar Nadeln aus Stahl nahmen ihm die Schmerzen. Nach der Operation auftretende Beschwerden wurden ebenso mit Akupunktur und Moxibustion beseitigt. Sein Bericht in der New York Times ging um die Welt und westliche Ärzte interessierten sich für die kleinen Nadeln mit der großen Wirkung. Die Akupunktur, die bis dahin ein Schattendasein bestritt, wurde zum Modethema und war plötzlich in aller Munde.
Aber welche Wirkung haben die Nadeln aus China? Während der Akupunktursitzung werden sie an bestimmten Reizpunkten in die Haut eingestochen und lösen Nervenreize aus, die, richtig angewandt, gegen eine Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden können. Gerade chronische Erkrankungen, bei denen sich häufig ein so genanntes Schmerzgedächtnis gebildet hat, können häufig durch die Nadelreize „umprogrammiert“ werden. Selbst Schäden an Nerven können mit ähnlichem Mechanismus günstig beeinflusst werden. Zur Akupunktur zählen zusätzlich noch die Moxibustion, die eine lokale Wärmetherapie darstellt, sowie das Schröpfen. Bei dem letztgenannten Verfahren wird durch Anlegen eines Vakuums der darunter liegende Reizpunkt auf eine ganz andere Weise beeinflusst. Je nach gestellter Diagnose ist die geeignete Reizstärke und Reizart an die Erkrankung anzupassen.
Durch den großen Bekanntheitsgrad der Akupunktur ist sie auch die mit westlichen Methoden am häufigsten kontrollierte Methode der chinesischen Medizin. Die gerade erst durchgeführte GERAC Studie ist mit über 3000 Patienten die bisher größte Studie zur Wirksamkeit der Akupunktur. Hier wird festgestellt, die „Akupunktur ist ein bei chronischen Rücken- oder Knieschmerzen wirksames Verfahren, das zu einer klinisch relevanten Minderung der Schmerzsymptomatik und damit verbundener Begleitsymptomatiken führt.“ und „Eine an aktuellen Leitlinien orientierte Standardtherapie ist bei Rücken- und Knieschmerzen einer Akupunkturtherapie unterlegen.“
Die Akupunktur spielt in der TCM aber nur eine begleitende Rolle im Konzert der therapeutischen Maßnahmen. Einen weitaus größeren Teil nimmt die Kräutertherapie ein.